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Die Zukunft der AOC

Zum Leserbrief von Christian Reichenbach in der Geflügel-Börse 7/2003 

Die Beschlüsse zur AOC auf der Bundesversammlung auf Rügen

 Die AOC in der Diskussion

Die AOC wurde probeweise auf drei Jahre eingeführt, so daß auf der Versammlung des BDRG in Rügen zu entscheiden ist, was danach passieren soll. Die drei Jahre AOC bei Tauben haben gezeigt, dass die Klasse von den Züchtern genutzt wird, dass die allgemeine Klasse durch diesen zusätzlichen Farbtupfer nicht leidet und es auch bei der Bewertung keine Probleme gibt. In der Klasse gezeigt wurden eine ganze Reihe von Zwischenfarbenschlägen, die in den Zuchten regelmäßig bei Verpaarungen unterschiedlicher Farbenschläge anfallen, die aber mehr oder minder zufällig in der jeweiligen Rasse nicht anerkannt sind, z.B. Dunfarbige, Dominant Gelbe, Blau- und Braunfahlgehämmerte. In der jeweiligen Rasse sind das seltene Farbenschläge, bei denen sich bisher noch kein Züchter die Mühe gemacht hat, die Anerkennung über den Weg der Anmeldung als Neuzüchtung zu gehen. Dass sie nicht als Standardfarbenschläge anerkannt sind, liegt zum Teil auch daran, dass es bis vor eineinhalb Jahrzehnten in Deutschland kaum jemanden möglich war, die Farbenschläge genetisch einzuordnen. Beim heutigen Kenntnisstand könnte man sie eigentlich schlicht und einfach in den Standard aufnehmen. Gezeigt wurden auch Farbenschläge, die im Ausland auf Ausstellungen gezeigt werden, z.B. hellblaue Show Racer, die bei uns aber noch kein formales Anerkennungsverfahren durchlaufen haben. Gezeigt wurden schließlich auch weitere in der Rasse bisher nicht vorhandene Farbenschläge, die zum Teil aus dem Ausland stammen, zum Teil aber auch in Deutschland durch Einführung von Erbfaktoren aus anderen Rassen erzüchtet wurden. Zu einem großen Teil, wie die Indigovarianten einschließlich Andalusier, kennt man die Farbenschläge von anderen Rassen, bei denen sie anerkannt sind. Schließlich bot die AOC einigen offenkundig rein zu züchtenden und konstant vererbenden Farbenschlägen, die bisher kaum bekannt und analysiert wurden, ein Forum, auf dem sie einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt werden konnten. Daneben gab es allerdings in wenigen Fällen auch Buntschläge und andere fehlgefärbte Tiere der Standardfarbenschläge, die eigentlich mit der AOC nicht gemeint waren, und bei einige Sondervereinen als AOC-B geführt werden.

Die AOC wurde in den drei Jahren genutzt und hat keinen offenkundigen Schaden angerichtet. Dennoch gibt es auch kritische bis ganz ablehnende Stellungnahmen.

Wo liegen möglicherweise Probleme?

1. Durch die AOC würden die bisherigen Farbenschläge im Bestand gefährdet und dort gäbe es genug zu tun. Dieses Argument unterschlägt zum einen, dass es ohne AOC jederzeit die Möglichkeit gibt, die Farbenschläge in das formale Anerkennungsverfahren zu geben. Mit viel formalem Aufwand, sowohl bei den Züchtern als auch beim BZA und der Druckerei wegen der laufend notwendigen Standardänderungen, werden neue Farbenschläge dennoch auftauchen. Verkannt wird zum anderen auch, dass bei den Tauben Paarungen zwischen verschiedenen Farbenschlägen leicht möglich sind und in vielen Rassen die Regel darstellen. Neue Farbenschläge vermindern daher nicht die Zuchtbasis einer Rasse, sie sind bei minimalen genetischen Kenntnissen für die Rasse nicht verloren. Das Argument wird im übrigen von einigen gebracht, die es eigentlich besser wissen müßten.

2. Wir haben eh schon genug Rassen und Farbenschläge. Mit neuen Rassen hat die AOC gar nichts zu tun und beim Argument der neuen Farbenschläge wird ebenfalls wieder verkannt, dass man die Züchter dann auf das für alle Beteiligte aufwendige Anerkennungsverfahren verweist.

3. Die Stellung der AOC zum Vorstellungsverfahren als Neuzüchtung sei problematisch. Warum sich die Mühe machen, ins Neuzüchtungsverfahren zu gehen, wenn man die Tiere problemlos auch in der AOC zeigen könne. Das Argument klingt insbesondere dann absurd, wenn es aus dem Munde von denen kommt, die gleichzeitig die übermäßige Belastung der Gremien durch die „Wut zu Neuzüchtungen" anprangern. Man sollte doch froh sein, wenn einige Züchter, und eigentlich möglichst viele, die AOC als Ersatz nutzen. Es macht in der Tat keinen Sinn, bestimmte Färbungen, die sich später als Eintagsfliegen erweisen und für die sich letztlich nur wenige Züchter begeistern, einem aufwendigen Anerkennungsverfahren zu unterwerfen, in einigen Fällen in schwierige Namensfindungsprozesse für das Kind einzutreten und den BZA von wichtigeren Aufgaben abzuhalten. Wenn diese Färbungen in der AOC in der Zwischenzeit dem Züchter Freude bereiten und am Rande die Kenntnisse über genetische Zusammenhänge verbessern, dann kann das doch keinen Züchter der Standardfarbenschläge beeinträchtigen. Es ist der Entwicklung der Rassetaubenzucht zudem nicht förderlich, wenn etwas Neues nur deshalb nicht auf Schauen gezeigt werden darf und vielleicht für immer verschwindet, weil es nicht in das bisher bekannte Raster passt. Die AOC kann unterhalb der Schwelle des formalen Anerkennungsverfahrens einen Kompromiss darstellen und solchen Farbenschlägen eine Heimstatt bieten. Wenn sich im Laufe der Zeit zeigt, dass einzelne Varianten eine größere Verbreitung erfahren, dann können interessierte Züchter über ein Anerkennungsverfahren immer noch den Wechsel in die allgemeine Klasse betreiben, und dann lohnt möglicherweise auch der damit verbundene bürokratische Aufwand.

4. Die Preisrichter wären überfordert, wer wisse schon etwas von Aschfahl, Indigo, Gold ... Soweit es die Standardfarbenschläge betrifft, sollten die Preisrichter die Farbenschläge ohnehin kennen, und sie kennen sie auch zumeist, da sie bei anderen Rassen anerkannt sind. Notfalls kann man das bei diesen Rassen im Standard nachlesen. Die Andalusierfärbung der in der AOC gezeigten Orientalischen Roller z.B. unterscheidet sich nicht von der, die man bei den Deutschen Modenesern und bei anderen Rassen hat.

5. Tiere mit starken Fehlern in der Färbung würden unberechtigt Preise bekommen können, wozu dann noch auf reine Farben züchten. Dieser Punkt betrifft die oben erwähnte AOC-B, die in dem Beschluß zur Einrichtung der AOC nicht vorgesehen war, die in Einzelfällen dennoch gezeigt wurde. Man sollte über diese Klasse, die nur für wenige Rassen relevant sein dürfte, getrennt diskutieren. Wenn man die Diskussion um die AOC verfolgt, so hat man den Eindruck, daß Gegner der AOC diesen Punkt immer wieder bringen – obwohl er auf die AOC bisheriger Regelung nicht zutrifft – weil sich bei Halbinformierten so leicht Emotionen gegen die AOC wecken lassen.

Die AOC bei Tauben ist in hervorragender Weise geeignet, den Zielen und Zwecken des BDRG zu dienen, sie hat für die vorhandenen Rassen und Farbenschläge keine Nachteile und dient der Integration der genetisch Interessierten in die Geflügelzucht. Eine Ausgrenzung wäre fatal für die Kleintierzucht insgesamt und ein falsches Signal nach außen. Wie will man sich gegen Versuche wehren, bestimmte Rassen und Farbenschläge unter Tierschutzgesichtspunkten zu verbieten, wenn wir es uns mit den an neuen Färbungen Interessierten beim de facto Verbot durch einen Ausschluß von den Ausstellungen so leicht machen? Die Begründung, wir hätten ohnehin schon zu viele, klingt fast wie die Einladung nach außen zur Erstellung einer erweiterten Streichliste. Wer maßt sich an, für andere zu entscheiden, was man braucht und was nicht. Toleranz, die wir als relativ kleine Gruppe von der Gesellschaft erwarten, müssen wir auch nach innen praktizieren. Sonst verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit.

Foto: Gefahr für die Existenz der deutschen Rassetaubenzucht? Ein junger Sprenkel (im Jugendgefieder) auf dem Sprung in die AOC!

 

                

1,0 Show Racer reinerbig Indigo mit Binden                 1,0 King vielfarbig

 

               

1,0 Deutsche Schnabelkuppige Trommeltaube           Deutsche Schnabelkuppige Trommeltaube

bleifarben                                                                         Andalusier

Zum Leserbrief von Christian Reichenbach in der Geflügel-Börse 7/2003 

  

Gedanken zur AOC-Klasse

Leserbrief von Christian Reichenbach Geflügel-Börse 7/2003

Ìn einem Punkt trifft Christian Reichenbach den Nagel auf den Kopf, nämlich dann, wenn er über die Taubenzucht in den USA schreibt: „Alles ist dort locker, leicht und jedem sein ‚Fach’ überlassen. Bei uns wird alles geregelt, geschürt, forciert". Erwartet hätte ich daraufhin ein Plädoyer für mehr Lockerheit auch bei uns. Das Gegenteil wird gefordert, Verbannung der AOC von den Ausstellungen. Es müsse außerdem ehrlich überlegt und gesagt werden, dass wir neue, wenn auch durchaus reine Farben für manche Rassen nicht mehr brauchen. Also noch striktere Regelungen, Verbote statt Lockerheit! Brauchen wir neue Rassen und Farbenschläge? Sicherlich nicht. Jemand, der sein Leben lang weiße Kingtauben züchtet, braucht überhaupt keine anderen Farbenschläge und auch keine andere Rasse. Wer mit Leib und Leben Brünner Züchter ist, der braucht auch keine andere Rasse. Die Mehrzahl der Züchter braucht aber auch keine weißen Kingtauben, für die Mehrzahl der Züchter wären auch Brünner Kröpfer, Modena und andere gut verbreitete Rassen entbehrlich. Wenn wir nach diesem Muster über jede Rasse nacheinander Rasse für Rasse abstimmen würden, bliebe keine übrig. Die Frage, brauchen wir dies und jenes, ist schlicht falsch gestellt. Damit die Rassetaubenzucht, das Vereins- und Ausstellungswesen funktioniert, brauchen wir uns alle gegenseitig. Und je größer die Gemeinschaft, seien es nun Züchter weißer Kingtauben oder an Farbgenetik Interessierte, um so besser für alle. Der BDRG macht mit der Ministerialbürokratie in der Tierschutzdiskussion gerade durch, was es bedeutet, wenn andere für einen entscheiden wollen, was man braucht und was nicht und ob man überhaupt Rassetauben braucht. Das ist im Leserbrief von Klaus Ebert im gleichen Heft auf die Entenzucht bezogen gut nachzulesen. Unsere Züchter befassen sich aus ganz unterschiedlichen Motiven mit der Rassetaubenzucht. Wir sollten auf keinen verzichten, dessen Motive sich mit den Zwecken des BDRG decken. Warum man gerade den an Experimenten und neuen Färbungen Interessierten das Ausstellen so erschweren will, dass sie mit den Tieren, mit denen sie sich am meisten beschäftigen, ausgegrenzt werden, bleibt unerfindlich. Einen Satz verstehe ich überhaupt nicht. Wenn die AOC, dann ohne Bewertung, als Schaufenster, als Spaß. Ich habe es bisher so verstanden, dass wir alle unsere Rassetauben aus Freude am Tier züchten und ausstellen und daran „Spaß haben". Mein Plädoyer: Möglichst viele interessierte Züchter einbeziehen, keine Ausgrenzung, zumindest für die „reinen Farben" eine AOC, und das mit Bewertung und mit Preisen. Das hat was mit Lockerheit und Toleranz zu tun. Wenn wir dazu intern nicht fähig sind, wie können wir das von außen einfordern.