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Allele oder Nicht-Allele bei Scheckungen

 Scheckungen gehören genetisch zu den schwierigsten Nüssen, die es zu knacken gilt. An die Analyse geht man üblicherweise genauso heran wie an die Analyse neuer Färbungen. Das bringt dann auch ähnliche Erkenntnisse. So hat man z.B. festgestellt, dass die Strassser-Scheckung sich rezessiv gegenüber Einfarbig verhält. Das gilt ebenfalls für das rezessive Weiß mit dunklen Augen bei Kreuzungen mit Farbigen.

Wenn man untersuchen will, wie sich die Scheckungen untereinander verhalten, dann bietet es sich an, wie bei der Untersuchung von Färbungen die unterschiedlichen Scheckungen miteinander zu verpaaren. Das hat Robert Mangile für die Gazzi-Scheckung und das rezessive Weiß getan mit dem Ergebnis einer unregelmäßigen Scheckungen in der ersten Generation und von a) Gazzi, und b) unregelmäßig Gescheckt c) Rezessiv Weiß (etwa im Verhältnis 1:2:1) in der zweiten Generation. Seine Schlussfolgerung: Es handelt sich um Allele.

Wenn man allerdings auch andere Scheckungen miteinander verpaart, dann wird man feststellen, dass sich in der ersten Generation fast regelmäßig Mischtypen einstellen (vgl. das Kapitel Scheckungen im Buch „Tauben. Züchten mit System). Das gilt für Kreuzungen von Strassern mit Lahore mit ihrer typischen Mantelzeichnung, das gilt für die Verpaarung rezessiver Elstern mit Schildtauben, etc. Alle diese Faktoren und viele mehr Allele? Dazu käme nach den jüngsten Untersuchungen von Mangile und Hendricks noch Pencil, also auch ein Nicht-Scheckfaktor, nach anderen Mutmaßungen auch weitere Aufhellungsfaktoren wie Flash und Undergrizzle (Hollander, Pigeon Genetics Newsletter March 2002).

Die Zahl der potentiellen Allele nimmt rapide zu, die Wahrscheinlichkeit, damit die richtige Erklärung gefunden zu haben, vielleicht eher ab. Larry Chesling hatte schon 1987 ein System mit zwei Gruppen von Genen an unterschiedlichen Genorten als Erklärung für das Zusammenwirken von Scheckungen angeboten. Ein Scheckungstyp mit mehreren Allelen erzeugt die Weißkopf(Baldheads)-Gruppe, ein anderer die Gazzi-Gruppe. Beide Gruppen sollten darüber hinaus zusätzlich einen gemeinsamen Scheckfaktor besitzen. Lester Paul Gibson wies in seinem Kommentar dazu darauf hin, dass sich durch einen zweiten Scheckfaktor auch erklären lässt, warum gelegentlich bei Kreuzungen von unterschiedlichen Familien, die seit Jahren nur Einfarbige gezogen haben, plötzlich Schecken auftreten. Der zweite Faktor wäre notwendig, damit sich die unterschiedlichen Scheckungen ausbilden können..

Fragen bleiben auch dann. Wie erklärt sich die relativ deutliche 1:3 Aufspaltung in der zweiten Generation bei Paarungen von Gazzi oder anderen Scheckungen mit Farbigen ohne Gazzi? Die Relation könnte durch eine enge Koppelung von Gazzi- und dem zusätzlich notwendigen Scheckfaktor bestimmt sein. Die Tatsache, dass die als Gazzi klassifizierten Tiere in der Nachzucht manchmal sehr bunt erscheinen, deutet auf weitere modifizierende Faktoren hin. Andere Erklärungen sind nicht auszuschließen.

So sollte auch der Glaube, dass man bei der Paarung von Tieren mit jeweils unterschiedlichen rezessiven Faktoren, die keine Allele darstellen, den Wild-Typ ziehen muß, nicht als Dogma betrachtet werden. Beobachtungen deuten darauf hin, dass rezessive Faktoren in bestimmten genetischen Konstellationen auch in Mischerbigkeit durchaus Wirkungen entfalten können. So sind die überraschenden Ergebnisse bei spalterbigen Elstern, bei denen man aus zwei Weißschlägen gelegentlich spalterbige Elstern zieht, und bei gedeckten Trommeltauben, bei denen man aus Farbigen gelegentlich ebenfalls spalterbige Gedeckte zieht, mit der Annahme kompatibel, dass die Erscheinungen durch die Kombination eines rezessiven Scheckfaktors für geelstert bzw. gedeckt mit dem in Mischerbigkeit vorhandenen Faktor Rezessiv Weiß hervorgerufen wird (Sell, Tauben. Züchten mit System, Reutlingen 1995).

                  

spalterbige Elster mit rezessiv weißem Jungtier          Schwingige Berliner Lange aus spalterbigen Elstern