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Bericht über die Europaschau in Leipzig 2012 Teil II: Die AOC-Klasse bei Tauben und andere Besonderheiten

EE-European Show in Leipzig 2012 Part II: AOC-Class in Pigeons and other features

 Die AOC-Klasse wurde bei 38 Rassen genutzt und in vielen dieser Rassen gleich in mehreren Farbenschlägen. Die Liste der gezeigten Rassen reicht von Ungarischen Riesentauben bis hin zu roten Silberschuppenmönchen, die die regulär gezeigten roten und gelben Startauben als Besonderheiten in der sonst schwarzen oder blauen Startaubenfamilie ergänzten. In der Folge werden nur einige der vielen Besonderheiten hervorgehoben, es konnte gar nicht alles gesichtet werden.

Einen guten Eindruck, auch farblich, hinterließen bronzegeschuppte Hanakröpfer. Bronze war auf die Zeichnungen (Hämmerungsflecke) auf den Flügeln beschränkt, genetisch scheint der Faktor dem Bronze der Modena zuzuordnen zu sein. Ausgestellt wurden zwei Tiere dieses Farbenschlages als „bronze“, daneben standen weitere Farbenschläge in der AOC-Klasse, wobei Bezeichnungen gelegentlich zufällig gewählt zu werden scheinen. Wie bei allen Hanakröpfern, die im Unterschied zu Bayrischen Kröpfern farbige Schwingen zeigen, ist die Fußbefiederung farbig.

Hanakröpfer blau bronzegeschuppt

Der Unterschied zwischen Bayrischen Kröpfern mit weißen Schwingen und weißen Latschen und Hana-Kröpfern mit farbigen Schwingen und farbigen Latschen ist inzwischen ein Standardbeispiel für eine genetische Korrelation. Diese lässt sich auch durch Kreuzungen nicht auflösen. Die farbigen Latschen wachsen sich meist zu farbigen Strumpfhosen aus.

In die AOC-Klasse hätten auch einige andere unter einer falschen Farbe laufende Tiere der allgemeinen Klasse gehört, zumindest wenn man die offiziellen Beschreibungen der Farbenschläge aus dem Standard zugrunde legt. Bei einigen Rassen scheint der Standard allerdings außer Kraft gesetzt zu sein, so schon fast traditionell bei den gescheckten Montauban, abgebildet hier zwei „Rotgescheckte“.

Montauban-rotgescheckt-hv-96.jpg 

Montauban, als rot-gescheckt ausgestellt, Käfig Nr. 69671 hv 96 und 6667 sg 95

Als n.a. (nicht anerkannt) wurde ein als weißer Englischer Short Faced ausgestelltes Tier eingestuft. Wäre es ein Englischer Short Faced gewesen, dann hätte die Täubin in der AOC-Klasse eine Heimat gefunden. Sie hatte in der Tat auch viele typische Merkmale eines Englischen Short Faced Tümmlers, allein das kurze Gesicht (short face) als namensgebendes Merkmal fehlte ihr. Das Gesicht ist der Abstand des Auges vom Schnabelansatz bzw. bei einer anderen Messung von der Nasenwarze. Wie an anderer Stelle aber auch ausgeführt wurde, steht diese Anforderungen aber noch nicht einmal im Standard, ist nur im Gedächtnis der älteren Generation verankert.

Englischer-Short-Faced-deRo.jpg  Englischer-Short-Faced-weis.jpg 

Englischer Short Faced Tümmler DeRoy und als weiß ausgestellte Täubin

Der Unterschied in der Gesichtslänge von Short Faced und Long Faced wurde im Buch Taubengenetik aufgezeigt. Der Unterschied scheint der heutigen Generation von Züchtern und Preisrichtern auch nicht mehr so bewusst zu sein wie es früher der Fall war.

Auszug aus dem Buch Pigeon Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon, Achim 2012

Um welche genetische Konstellation es sich bei den von Pavel Wieder als schwarz opal gemeldeten Schalasterkröpfern handelte, ist anhand des Erscheinungsbildes schwer zu beantworten. Wie typische Dominant Opal mit dem Farbausbreitungsfaktor sahen sie nicht aus. Ein hier nicht gezeigtes etwas dunkleres Tier ging etwas in diese Richtung. Möglicherweise handelt es sich um Spread Milky oder einen ähnlichen Faktor. Am Sonntag nach einigen Tagen im Käfig waren einige schon etwas müde. Im Freiflug oder in der Voliere werden sie bei voller Kondition einen noch attraktiveren Eindruck vermitteln.

   

Schlesische Schalaster-Kröpfer “schwarz-opal”

Die unterschiedlichen Kombinationen des Toy-Stencil-Komplexes, der auf dem einen Ende des Spektrum bronze Binden und bronze Hämmerungen hervorbringt, und auf dem anderen Ende weiße Binden und eine weiße Schuppung, kann man immer wieder auf den Großschauen bei den Süddeutschen Schildtauben studieren. Thomas Kleemann hatte in Leipzig in der AOC-Klasse blau bronzegeschuppt, blau rosageschuppt, blau mit bronze Binden und blaufahl mit sulfur Binden und blaufahlsulfurgeschuppt vorgestellt.

Süddeutsche Schildtaube blau-rosageschuppt

Vorgestellt wurde bei den Pfautauben wie schon auf der Junggeflügelschau Hannover andalusierblau mit Spiegelschwanz, was schon deshalb eine Besonderheit ist, weil Andalusier den Farbausbreitungsfaktor besitzen und Tiere mit dem Farbausbreitungsfaktor im Schwanz normalerweise eine Säumung und keine Spiegel zeigen. Das Tier wurde bereits auf dieser Homepage gezeigt.

http://www.taubensell.de/junggefluegelschau_hannover2012.htm

Danziger Hochflieger dreifarbig wurden in der allgemeinen Klasse von Slawomir Wröbel gezeigt, die offizielle Anerkennung muss dem Berichterstatter daher offenbar entgangen sein. Die Färbung entspricht der Färbung, die man auch beim Portugiesischen Tümmler als dreifarbig bronze kennt. Ein Problem wird auf längere Sicht der sehr dunkle Schnabel sein, der bei allen anderen Farbenschlägen hell ist. Aber auch bei den schwarzen Tigern hat es lange gedauert, bis das Ziel erreicht wurde.

 

Danziger Hochflieger dreifarbig

Eine Besonderheit fand sich auch bei den geherzten Norwichkröpfern Indigo mit Binden. Eine Täubin hatte auffallend hellbraune Binden, die im Kontrast zum zart blauen Gefieder standen. Der herausgestellte Täuber hatte dagegen dunklere Binden, aus einer größeren Entfernung betrachte wirkte er fast wie ein Blaubindiger. Das war er aber nicht. Die von ihm gezeigte dunklere Färbung der Binden (und auch Gehämmerter) ist auch eher typisch für Indigo als die hellere Färbung der Täubin. Farbabweichungen innerhalb eines Farbenschlages sind normal. Das zeigen auch die unten abgebildeten rotfahlen Thüringer Kröpfer mit einer unterschiedlichen Bindenfärbung. Genetisch erklären kann man sich größere Unterschiede damit, dass modifizierende Erbfaktoren das Aussehen mit bestimmen. So macht es in einigen Rassen einen Unterschied, ob Dirty oder Smoky vorhanden sind, und auch bei der Norwichkröpfer-Täubin mögen andere Faktoren mitspielen. Die Züchter werden die interessante Beobachtung sicherlich im Auge behalten.

 

Norwichkröpfer Indigo mit Binden

 

In die AOC-Klasse gehört hätten auch einige der Portugiesischen Tümmler, denn die als Kite und als Golddun ausgestellten Tiere waren eher als bronzegehämmert bzw. sulfurgehämmert/geschuppt einzuschätzen.

Kites und Golddun sind traditionelle Farbenschläge der Englischen Short Faced Tümmler und ergänzen in der Zucht die Almondfarbene. Ähnlich gefärbte Tauben in anderen Rassen, die dort für die Zucht der Vielfarbenen Verwendung finden, unterscheiden sich oft etwas von den Kites und Golddun bei den Engländern, aber nicht so stark wie in diesem Fall.

 

Portugiesische Tümmler bronze- und sulfurgeschuppt, ausgestellt als Kite und Golddun

Ausländern ist der Farbenschlag der Vielfarbenen (multicolored) meist unbekannt. Alles was den Stipper-Faktor hat und etwas bräunlich-gelblich auf meist weißem Grund ist, das wird dort als Almond bezeichnet. Wenn die bräunlichen und gelblichen Färbungsanteile fehlen, dann werden die Tiere als Sprenkel oder auch als Stipper bezeichnet, meist handelt es sich um Schwarzsprenkel, aber auch um Blausprenkel. Manche Vielfarbene haben auch einen bräunlichen und bläulichen Grundton, die Weißanteile in Schwingen und Schwanz fehlen. Wahrscheinlich tragen einige der Varianten auch ein anderes Gen als den traditionellecn Stipperfaktor St der Almonds der Englischen Short Faced. Die Almondfärbung, so wie sie bei Englischen Short Faced verankert ist, zeigt im Körpergrundgefieder und auf dem Flügelschild kein Weiß, nur die Schwingen- und Schwanzfedern sollen nach Möglichkeit dreifarbig sein, schwarz, gelblich-braun und eben weiß. Gezeigt werden hier Indische Pfautauben in vielfarbig und jeweils ein Limerick-Tümmler vielfarbig und blaugesprenkelt.

Mit der Herausstellung des Unterschiedes in der Färbung sollte keine Wertung verbunden sein, Vielfarbene sind eben anders als Almonds.

 

Englische Short Faced Tümmler Almond und Limerick-Tümmler vielfarben

 

  Limerick-blausprenkel-IMG_4.jpg

Indische Pfautauben vielfarbig, Limerick Tümmler blausprenkel

Interessant waren auch Beobachtungen bei Thüringer gemönchten Kröpfern, bei denen Züchter der rote und rotfahlen Thüringer über ein Jahrhundert durch fehlerhafte Kunstzeichnungen in der Literatur in die Irre geführt wurden. Im Unterschied zu den blauen und schwarzen Gemönchte sollten/wollten sie ihren Tauben weiße Bäuche und weiße Schwänze anzüchten. Das war auf der Basis der in der Rasse vorhandenen Erbfaktoren nicht möglich und hätte eine völlige Neuzüchtung unter Einführung von Erbfaktoren aus anderen Rassen erfordert. Eines der jetzt in Leipzig vorgestellten Tiere zeugte mit dem weißen Bauch von den vielen Versuchen. Übertragen wurde der weiße Bauch möglicherweise durch Kreuzungen mit Elsterkröpfern oder mit geherzten Kröpfern, die wie die oben gezeigten Norwichkröpfer einen weißen Bauch besitzen. Dieses Thema wurde bereits früher auf dieser Homepage behandelt:

http://www.taubensell.de/thueringer.kroepfer.htm

 

Thüringer Kröpfer gemöncht blau mit Binden und rotfahl sowie ein gemönchter Rotfahler mit einem weißen Bauch nach Fremdeinpaarungen

EE-European Show in Leipzig 2012 Part II: AOC-Class in Pigeons and other features

The AOC-class was used in 38 breeds. In the following only some of them are discussed, most are known from previous years. Hana-Croppers were shown in dark bronze laced, typical for them the colored muffs as the consequence of the genetic correlation between flight color and muff color. Some of the pigeons shown in the general class also according to the statutes should have been exhibited in the AOC-class, but in some breeds the general rules are irrelevant and considered out of force, e.g. the Montauban red-pied.

A self white hen was shown as an English Short Faced Tumbler, the only attribute lacking was the short face. However, there is a general impression that fanciers and judges today often are not aware what “short faced” means at all. Even the standards in most countries neglect that requirement though it is part of the breed’s name. The meaning of “short faced” is also discussed in the author’s book Pigeon Genetics, see the extract above.

Silesian Schalaster Pouters in “black opal” were shown. Genetically they are probably somewhat else, perhaps Spread Milky or a similar trait. That is hard to decide from the phenotype, but Spread Dominant Opals as well as Spread Recessive Opals usually are darker. Different combinations of traits of the Toy Stencil complex are regularly shown in South German Shields. In Leipzig some bronze checks, bronze bars, rose checks etc. were presented. An andalusian Ribbontailed was shown at the Fantails, this bird was still discussed at a previous report at this homepage: http://www.taubensell.de/junggefluegelschau_hannover2012.htm

Slawomir Wröbel presented Danzig Highfliers tri-colored in the general section. If they really are yet standardized the author of this report overlooked it. The coloration is identical with that of the three colored bronze Portuguese Tumblers. A problem might be the dark beak since all Danzig Highfliers are wanted with a white one. A speciality was an indigo bar Norwich Cropper hen with bright brown-yellow bars whereas the cock had rather dark bars, from some distance not to tell apart from blue bar. However, the cock’s coloration is more typical for indigo bar and both birds had the typical bleached tail. Genetically such variation within a color is traced back to known or unknown modifiers, in this case the latter ones.

Some of the Portuguese Tumblers shown as Kites and Gold dun in reality were bronze or sulfur laced instead and also should have been shown in the AOC-class.

Most foreigners do not know the meaning of “Vielfarben” or multi-colored. In the German standard those are colorations that carry the Stipple gene St and show flecks or sprenkles in different colorations on a more or less whitish or brownish ground. In the U.S.A. and in other countries they are called Almond. However, in the German Standard the term “Almond” is restricted to the coloration of the English Short Faced Almond tumbler. The body and wing shield should be brown-yellow with black flecks. In an ideal bird every primary feather and every tail feathers should show the three colors white, black and brown. Especially old birds get darker and especially the white parts diminish or get lost. Almonds in a breed will be accepted in the class of multi-colored, however most multi-colored would disqualify for being exhibited in the class for almonds. Shown are above two typical English Short Faced Almond cocks and multi-colored Indian Fantails and a Limerick Tumbler.

Of interest were Thuringian monked Pouters since in that breed an erroneous formulation in the standard from 1910 up to a revision in the 1990s irritated fanciers and judges. Red and mealy colorations should show a white tail and a white belly in difference to black and blue. Those who wrote the standard erroneously took the light mealy tail and belly as a white one. And that also happened at famous paintings in the book from Schachtzabel 1910 and in other books. Since selection over the decades did and could not work fanciers finally outcrossed upon Magpie Pouters and English Pouters to get a white belly. Indeed one of the mealy cocks shown proved that they succeeded in that point. However, the tail still is light mealy and not white. This topic also was discussed in more detail in a former report at this homepage. http://www.taubensell.de/thueringer_kroepfer.htm