Zum und vom Gebrauch von Symbolen für
Erbfaktoren II
The Use of Symbols for Genes
in the Domestic Pigeon II
Symbolik
in der Literatur
Die großen Didaktiker
der Taubengenetik, Prof. W.F. Hollander und J.W. Quinn,
haben in ihren Schriften ein ähnliches Vorgehen wie im bereits
veröffentlichten Teil I beschrieben gewählt. Ihnen ist es damit gelungen,
ihr Wissen zu vermitteln und die Taubengenetik in den USA bei den Züchtern
populär zu machen. Die USA wurden damit zum Vorreiter auf diesem Gebiet
und die amerikanischen Züchter zehren immer noch davon. Das
englischsprachige Buch des Verfassers, „Breeding and Inheritance in
Pigeon“ aus dem Jahr 1994 knüpft daran an und ist in dieser Tradition
geschrieben worden, was auch aus dem Vorwort von Prof. Hollander deutlich
wird.
Lester Paul Gibson
wählt als Symbol für den Wildtyp ebenfalls + (Genetics of Pigeons, 2005
edition). Er kennzeichnet aber klarer als in der obigen Schreibweise
gleich den Genort. So ist der Wild-Typ am b-Lokus (der Stelle im
Erbgefüge, an der die Grundfarbe bestimmt wird) mit B*+ gekennzeichnet,
wobei das * eine Hochstellung anzeigen soll. Das Zeichen liest sich dann
so, dass der Wild-Typ dominant am Braun-Lokus ist (S. 6). B*A ist unser BA.
Das Symbol für St*Q steht dann für Qualmond, die Quinn-Mutante. Der
Verzicht auf die Hochstellung macht den Text nicht unbedingt
lesefreundlicher. Als Schreiber ist es einfacher, auf die Hochstellung zu
verzichten. Wenn man aber nur zwei Leser hat, dann wird schon die
Präferenz der Beteiligten mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit bei der
Hochstellung liegen.
Hein van Grouw
verwendet im allgemeinen Teil seines neuen Buches eine andere Symbolik als
bei der speziellen Darstellung der Erbfaktoren. So ist bei der Darstellung
eines rezessiven Weiß, bei ihm mit dem Symbol a, die Alternative des
Nicht-Vorhandensein von a nicht das +, sondern ein großes A (S. 34ff.).
Die gleiche Vorgehensweise wird u.a. bei der Darstellung von Schimmel G
mit der Alternative g und auch bei rezessiv Rot b mit der Alternative B
gewählt, was in diesem Fall sogar zu einer Konfusion mit dem Symbol b für
Braun führt. Später werden allerdings auch durch van Grouw die geläufigen
Symbole genutzt. Da er gleichzeitig mehrere Genorte untersucht und nicht
abgestuft nacheinander, führt er, wie Gibson, eine andere Schreibweise für
den Wild-Typ ein. Aus der Schreibweise geht jeweils für das + der Genort
hervor. Sicherlich exakt. Die Kreuzung eines reinerbigen schwarzen Gazzi
mit dem Symbol S für den Ausbreitungsfaktor Spread und z für Gazzi mit
einem blauen Schietti (Nicht-Gazzi) stellt sich wie folgt dar, wobei in
dem unteren Rechteck die sich in der zweiten Generation ergebende
Nachzucht in Symbolen nachgezeichnet ist.
Quelle: Hein van Grouw & Jan de Jong,
Genetica bij duiven, NBS 2009.
Das
Beispiel Indigogehämmerter und blaubindiger Tauben in unterschiedlicher
Schreibweise
Die Formeln für die
Erbstruktur werden noch komplexer, wenn man alles das hineinschreiben
will, was die Taube als Abweichung vom Wild-Typ nicht besitzt.
Wenn die Zeichnung und
der Indigo-Faktor In bei Kreuzungen von Bedeutung sind, dann
erscheint ein mischerbiger Indigo, der reinerbig gehämmert ist, in der
Symbolik des Verfassers als In //+; C//C. Ein reinerbiger Indigo, der
reinerbig gehämmerter ist, als In//In; C//C, ein für die Verpaarung auch
verwendeter Blaubindiger als +//+; +//+.
Aus dieser Formel ist
bei dem blaubindigen Tier nur an der Reihenfolge, die hier eigentlich
irrelevant ist, zu erkennen, welches + nun Binden und welches +
Nicht-Indigo bedeutet. Man kann das deutlicher schreiben, indem man an das
jeweilige Symbol hochgestellt das Wild-Typ-Symbol + anhängt, also In+//
In+; C+// C+ (s.o.).
Für eine einfache blaue
Färbung recht viele und verwirrende Zeichen!
In der folgenden
Darstellung wurde das Nichtvorhandensein eines Faktors, z.B. Nicht-Indigo,
durch kleine Buchstaben, wie z.T. bei van Grouw, gekennzeichnet. Dazu wird
gezeigt, dass die Tauben die schwarze Grundfarbe besitzen, nicht verdünnt
sind und nicht den Ausbreitungsfaktor besitzen:
Quelle:
Holubář 4/2008
Wenn jetzt noch die
Andeutungen der Chromosomen eingefügt werden, dann gelangt man zur
Schreibweise in der folgenden Form:
in//In (B+//B+ D//D s//s) C//C
in//in (B+//B+ D//D s//s) C//C.
In//In (B+//B+ D//D s//s) C//C
Der
Verfasser dieser Zeilen kann nicht verhehlen, dass er sich bei dieser
Symbolik so fühlt wie nach langer Zeit wieder einmal auf dem Moskauer
Flughafen, wenn er sich mühsam an kyrillische Buchstaben gewöhnen muß.
Er wird wohl weiter bei
der eingangs eingeführten einfacheren Symbolik und dem sparsameren
Gebrauch von Symbolen bleiben.
The
Use of Symbols for Genes in the Domestic Pigeon II
After having discussed in part I the traditional way of using symbols we
may recognize that there exist other forms of presentation, and all may
have their merits. Lester Paul Gibson e.g. introduced in his books symbols
according to the standard for symbols in genetics. Throughout his book
wild type is designated by the symbol +, however, in his symbols he makes
quite clear the relevant locus. The wild type at the b locus is B*+ and
the * designates superscript. That has to be translated: wild type is
dominant at the brown locus; and is written B superscript +.
In
the recent book from Hein van Grouw & Jan de Jong in different parts
different notation is used. Thus e.g. in the first part recessive white is
symbolized by the letter a. The non-existence of a is symbolized A.
Alternatively, when discussing more than one group of alleles, the authors
signify the wild type by a superscript at the gene symbol (see the graph
on the Modeneser cross above), e.g.s* for Wild-Typ + at the S locus with S
for Spread.
The
matter becomes even more complex when combining different methods to
symbolize. Thus e.g. in the contribution in Holubář different systems are
mixed and may confuse the beginner. In the example given above a
homozygous Indigo and a heterozygous Indigo, both pure for checker are
symbolized as is a blue bar (wild type). In this example in addition it
becomes explicit that all three pigeons are non-spread, non-dilutes and of
black (wild type colour). See the last graph above. For some readers this
might be helpful, however, for others rather irritating and deterrent to
deal with pigeon genetics at all.
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