Gimpeltauben und Gimpelbronze
Die Besonderheiten der Gimpeltaube
Gimpeltauben wurden schon früh wegen ihrer
einzigartigen exotisch anmutenden Farbenpracht bewundert.
Beeindruckend der Kontrast der glänzenden bronze und goldenen
Körpergrundfarbe zur Farbe von Flügeln und Schwanz. Bei den
Schwarzflügeln zusätzlich der grüne Glanz auf den Flügeldecken. Über
die Grundzüge der Vererbung der Figur, der Kappe, Gold versus
Kupfer, der Schwarz-, Blau- und Weißflügel untereinander, den Glanz-
und anderen Faktoren ist man inzwischen gut informiert, wenn auch
noch Fragen offen sind. Zur Feinabstimmung gibt es ausführliche
Erfahrungsberichte aus der Praxis (Schröder/Gebhard 2009).
Abb. 1: Gimpel Kupfer Schwarzflügel und
Gold-Schwarzflügel
Die Vererbung von Gimpelbronze bei
Fremdpaarungen
Der Entschlüsselungsprozess der Färbung ist
allerding mit Irrungen und Wirrungen verbunden. Bei Kreuzungen von
Blauflügeln, Schwarzflügeln und auch Weißflügeln zeigt sich der
Bronzefaktor im Brustbereich und unterschiedlich ausgedehnt in
anderen Teilen des Körpergrundgefieders. In der F2 sind
bei umfangreicher Nachzucht einige Jungtiere dabei, bei denen sich
Bronze auf weite Teile einschließlich Kopf ausdehnt. Bei
Rückpaarungen der F1 an reine Gimpel haben einige der
Jungtiere überraschend schnell das Erscheinungsbild von Gimpeln
wieder erreicht. Man kann auch begründen, warum es so ist.
Abb. 2: Jungtiere aus blauen Brieftauben und
Kupfer- und Gold-Blauflügeln und Jungtiere (ganz rechts) aus einem
für Gold spalterbigen Kupfer-Schwarzflügel mit einer blaugehämmerten
Brieftaube. Quellen: Sell, Genetik der Taubenfärbungen 2015 und Sell,
Pigeon Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon 2012.
Der Entschlüsselungsprozess im Zeitraffer
Einige markante Punkte in der Analyse der
Vererbung des Gimpelbronze und des markanten Farbkontrastes.
Abb. 3: Eckpunkte im Entschlüsselungsprozess
von Gimpelbronze
Metzelaar stellte 1926/1928 Bronze der
Gimpeltauben in den Kanon einer Reihe von dominanten Bronzefaktoren,
die jeweils einzelne Federfluren berühren, bei Gimpeln z.B. den
Körper, beim
‚centrifugal mahogany‘ (Modena-Bronze) vor allem die Zeichnungen wie
Binden und Hämmerung. 1930 kam Horlacher bei eigenen Versuchen bei
Kreuzungen von Schwarzflügeln mit einfarbig Schwarzen dagegen zum
Ergebnis eines rezessiven Faktors. Er wusste nicht, dass der
Farbausbreitungsfaktor der Schwarzen Bronze überdeckt. Dadurch sind
in der Nachzucht sowohl Bronze als auch der Kontrast von
Körpergefieder und Schwingen und Schwanz verschwunden. Bjaanes
(1931) bestätigte nach Kreuzungen mit Roten und Schwarzen die
unzutreffenden Schlußfolgerungen Horlachers. Auch er wusste noch
nicht, dass sowohl der Farbausbreitungsfaktor als auch Rezessiv Rot
Bronze überdecken können. Nachgewiesen hatten beide nicht die
Rezessivität von Gimpelbronze, sondern die epistatische Wirkung von
Rezessiv Rot und Spread über das Gimpelbronze. Quinn kehrte 1971 zur
Sichtweise Metzelaars und zur Einschätzung der Dominanz zurück. 1993
führt Gibson den Begriff Gimpel-Pattern-Bronze ein und spricht nach
eigenen, nicht weiter dokumentierten Versuchen dagegen wieder von
Rezessivität. Mit Gimpel-Pattern ist die unterschiedliche Färbung
des Körpergrundgefieders und der Schwingen plus Schwanz gemeint.
Wenn er in der F1 kein Bronze entdeckt hat, konnte das
auf andere, aber wie Spread und Rezessiv Rot ebenfalls das Bronze
blockierende Faktoren zurückzuführen sein. 2005 schreibt er nur noch
von einen rezessiven ‚Gimpel-Pattern‘ und lässt die Bronzefrage
offen. Die Farbabstufung von Körpergrundgefieder einerseits und
Schwingen und Schwanz andererseits soll es nach ihm auch bei anderer
Körpergrundfarbe geben. Was es für Gimpel mit dem Gimpelbronze
bedeutet, ist nicht klar. Die gelegentlich aus korrekten
Gimpeltauben fallenden rezessiv Goldenen und Roten, und die mit
Bronze überzeichneten Füchse können es logischerweise nicht sein, da
sie selbst, wie die bei Reinerbigkeit epistatischen Rezessiv Roten
und Goldenen, aus den als rezessiv beschriebenen Gimpeltauben
fallen.
Abb. 4: Einfarbig Gold (Rezessiv Rot mit Verdünnung durch Pale und
Gold-Schwarzflügel (oben) und Jungtier mit Übermarkierung sowie
Gold-Blauflügel (untere Bildleiste)
Ausblick
Was sich auf bio-chemischer Ebene in der Kombination von Erbfaktoren
abspielt, lässt sich über experimentelle Zuchtversuche nicht
auflösen. Das von Metzelaar vorgezeichnete und von Quinn übernommene
Bild eines (partiell) dominanten auf das Körpergrundgefieder
wirkenden Faktors scheint eine für das Verständnis und die
Zuchtpraxis hilfreiche Vorstellung. Ergänzt werden muss es um
rezessive und durch jahrhundertelange Selektion angereicherte
unterstützende Faktoren (Sell 2012, 2015). Das ist nicht einmalig in
der Taubenzucht, denn bei den meisten Rassen sind z.B. auf den
Ausstellungen mit Erfolg gezeigte schwarze Tauben auch nicht
schlicht Tauben mit schwarzer Grundfarbe und dem
Farbausbreitungsfaktor. Auch sie benötigen wie viele weitere
Farbenschläge eine Reihe von positiven, sowie die Freiheit von
negativen Faktoren, um den Farbenschlag angemessen repräsentieren zu
können.
Sell, Axel (2015), Genetik der Taubenfärbungen,
Achim.
Sell, Axel (2012), Pigeon
Genetics. Applied Genetics in the Domestic Pigeon, Achim.
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